Der Klang meines Körpers

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Das Thema Essstörungen ist im Lehrplan der 10. Jahrgangsstufen verankert. Hier sprachen wir über die drei Formen der Essstörungen, deren Erscheinungsformen und Folgen. Bei der Diskussion darüber wurde von einigen Schüler/innen Unverständnis für diese Art von Sucht geäußert:

„Warum lassen das die Eltern zu, dass jemand kaum noch Nahrung zu sich nimmt?“

„Warum essen die Betroffenen nicht einfach normal, wenn sie negative Folgen an ihrem Körper erkennen?“

Das waren berechtigte Fragen, die im Raum standen.

Hier war es interessant, einen Einblick in das „Seelenleben“ einiger Betroffener zu erhalten. Das Gesundheitsamt Nürnberg bietet mit der Ausstellung „Der Klang meines Körpers“ solch eine Möglichkeit. Deshalb machten sich die Schüler der Klasse 10 D gemeinsam mit ihrer Biologielehrerin Maria Seifert-Schmitt und zwei Schülern des P-Seminars „Gesund und fit im Schulalltag“ am 8. Mai auf den Weg nach Nürnberg.

Die interaktive Ausstellung wurde von fünf betroffenen jungen Frauen und einem betroffenen jungen Mann erstellt. Darin zeigen diese auf, wie sie sich in der Zeit ihrer Erkrankung gefühlt haben. Durch eine Musiktherapie haben sie Zugänge zu ihren Gefühlen finden und ihnen auf kreativen Wegen Ausdruck verleihen können. Diese Erfahrungen und wiedergewonnene Hoffnung wollten sie über Bilder, Texte und Musik an Interessierte weitergeben und gleichzeitig aufzeigen, wie sie einen Weg aus der Essstörung gefunden haben.

Die Schüler beschäftigten sich in Kleingruppen mit den verschiedenen Porträts und den Schatzkisten der jeweils Betroffenen, welche aufzeigen, was den jungen Menschen aus ihrer Essstörung geholfen hat. Dabei wurde klar, dass Essstörungen aus den unterschiedlichsten Gründen und Gefühlen entstehen können. Gefühle, die viele von uns kennen.

In der Schlussrunde haben sich viele Schüler positiv über die Ausstellung geäußert und festgestellt, dass sie jetzt besser nachvollziehen können, wie Menschen sich fühlen, wenn sie eine Essstörung haben. Besonders gut fanden sie, dass die betroffenen jungen Menschen mit ihren Schatzkisten Wege aufzeigen, die aus der Essstörung führen. Es wurde klar, dass jeder von uns solche Schätze hat, die ihn stärken können, und es wichtig ist, diese zu kennen. Sei es das Zusammensein mit Freunden, der Familie, Musik hören, Lesen, sich bewegen, Tanzen und so weiter. Wenn man weiß, was man gut kann und was einem gut tut, kann man leichter mit schwierigen Situationen umgehen, die ggf. sogar der Auslöser für eine Essstörung sein könnten.

In der nächsten Schulstunde sollten sich die Schüler noch einmal ihrer Stärken bewusst werden und auch schriftlich Rückmeldung an ihre Schulkameraden geben, welche Stärken sie an diesen besonders schätzen. Die Zettel wurden in Briefumschläge gegeben und jeder durfte dieses „Geschenk“ mit nach Hause nehmen, dort öffnen und ggf. für „schlechte Zeiten“ aufheben. Wir wissen ja jetzt, wie wichtig es ist, sich seiner Stärken bewusst zu sein.

Maria Seifert-Schmitt