Blind auf Zeit

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Die Schüler der Klasse 9 A des Armin-Knab-Gymnasiums in Kitzingen besuchten zusammen mit ihrer Biologielehrerin Maria Seifert-Schmitt am 02.07.2018 das „Café Blind Date“ im Kilianeum – Haus der Jugend – in Würzburg. Dieses macht mit verschiedenen Aktionen auf Schwierigkeiten sehbehinderter Menschen aufmerksam.

Die Schüler und ihre Lehrerin wurden in Gruppen aufgeteilt und erfuhren am eigenen Leib wie es ist, sehbehindert oder gar blind zu sein. Zum Glück nur durch eine Simulation per Brille und im „Dunkelcafé“. Die Brillen simulierten eine Sehbehinderung mit einer Restsehschärfe von nur 4 %. So sollten wir uns im Haus zurechtfinden und bemerkten wie schwer das ist, und welche alltäglichen Gegebenheiten plötzliche zu unüberwindbaren Schwierigkeiten wurden. Selbst große Wegweiser waren nicht zu lesen. Woher sollte man da wissen wohin man sich orientieren soll? Noch schwieriger wurde es allerdings mit Brillen, die absolut kein Licht mehr durchließen. Wie fühlt man sich da? Kann man den Menschen, die einen führen vertrauen? Wie möchte man geführt werden? Zum Glück bekamen wir Rat von Jasmin Fleischmann, der Referentin für Behindertenarbeit bei der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Bistum Würzburg. So dachten viele von uns, es sei am sichersten einen sehbehinderten Menschen in den Arm zu nehmen, oder an der Hand zu führen, wenn man behilflich sein möchte. Dass das für die Sehbehinderten aber sehr unangenehm sein kann, von einem Fremden in den Arm oder an der Hand geführt zu werden, leuchtete uns auch ein. Der Trick, dem Hilfesuchenden den Ellenbogen zu reichen, an dem er sich festhalten kann, und ggf. auch wieder loslassen kann wenn er möchte, stellte sich als sehr praktikabel heraus.

Im Dunkelcafé lernten wir dann die ehrenamtlichen Helfer Manfred, Anette und Irmgard kennen, die uns an unsere Tische führten und uns Getränke brachten. In absoluter Dunkelheit eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken war schon eine Herausforderung. Dann durften wir die drei, die entweder stark sehbehindert oder ganz blind sind mit unseren Fragen über ihren Alltag löchern. Wenn man in diesem Moment, trotz weit geöffneter Augen selbst gar nichts sehen kann, werden diese dringlicher. Wie kauft man ein, wäscht man Wäsche, weiß wieviel Uhr es ist, verdient man seinen Unterhalt…? Wir bekamen z.T. erstaunliche Antworten. Was man als Sehbehinderter allerdings unbedingt braucht, so erfuhren wir, ist Geduld. Leider war die Zeit zu knapp, alle Fragen zu stellen, allerdings lange genug um froh zu sein, wieder ans Tageslicht geführt zu werden. So ist das also!

Mit sehr vielen neuen Eindrücken machten wir uns auf den Heimweg.

Vielen Dank an das super nette Team im Kilianeum für den offenen Empfang!

Maria Seifert-Schmitt