Exkursion zum 70 m hohen Wärmespeicher

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AKG Schüler besichtigen Gas- und Dampfkraftwerk in Nürnberg

Kitzingen / Nürnberg. Es zischt, surrt und pfeift. Arbeiter und Bagger kreuzen den Weg. Es wird geschweißt und gehämmert. Revision im Heizkraftwerk Nürnberg-Sandreuth. Für zwei Wochen stehen die Maschinen still und werden intensiv gewartet, repariert und ausgebessert. Eine einmalige Gelegenheit für die Schüler der Klasse 8D des Armin-Knab-Gymnasiums Kitzingen einen Blick ins Herz eines Heizkraftwerks (HKW) zu werfen. Im Physikunterricht hatten die Jugendlichen vorher bereits viel über Energie, ihre Umwandlung und Einheiten gelernt. Am Ende des Schuljahres konnten sie nun bei einer Exkursion nach Nürnberg in der Praxis erleben, was sie vorher im Physiksaal nur theoretisch gelernt hatten.

Anschaulich erläuterte Lastmanager Thilo Munker, wie im Kraftwerk Wärme und quasi als Nebenprodukt Strom erzeugt wird. Über ein Fernwärmenetz werden ca. 25% der Nürnberger Haushalte zentral mit Wärme versorgt. Die maximale thermische Leistung für die 60.000 Anschlüsse von 913 MW entspricht der Leistung von 186 Millionen 5-W-LED-Lichtern. Um die Stromproduktion von der Wärmelieferung entkoppeln zu können, wurde ein einmaliger 70 Meter hoher Wärmespeicherturm gebaut. Dadurch kann das Kraftwerk durch Gas Strom produzieren, wenn er gebraucht wird, weil z.B. die Sonne nicht auf die Photovoltaikanlagen scheint oder Windstille herrscht. Die dabei entstehende Abwärme wird gespeichert. Der Speicher besitzt ein Volumen von 33 Millionen Litern und fasst 113°C heißes Wasser. Im Sommer kann er im Verbund mit dem Biomasse-HKW und der Wärme aus der Städtischen Müllverbrennungsanlage für bis zu 72 Stunden den gesamten Bedarf an Fernwärme der Kunden der N-ERGIE decken.

Beeindruckt waren die Schüler von den Dimensionen der weitläufigen Anlage. Um beispielsweise eine 6 Megawatt-Turbine durch die Verbrennung von Hackschnitzeln zu betreiben, müssen täglich 15-20 LKW frische Hackschnitzel aus der Region anliefern, insgesamt ca. 70.000 Tonnen im Jahr. Gleichzeitig erzeugen zwei 47 Megawatt-Gasturbinen Strom aus Gas – die 15fache Leistung. „Wenn man das Gas durch Hackschnitzel ersetzen wollte, müssten täglich 250 bis 300 LKW frische Ware anliefern,“ überlegte Physiklehrer OStR Tilo Hemmert. „Allein dieser Größenvergleich zeigt, dass es technisch in der Stadt derzeit gar nicht möglich ist, komplett auf Gas zu verzichten.“

Bei einer Führung durch das Kraftwerk lernten die Schüler den Kontrollraum kennen, von dem aus alle Prozesse der Maschinen per Computer gesteuert werden. Hier arbeitet ein Team von acht Leuten schichtweise 24 Stunden am Tag, und das 365 Tage im Jahr. „Ein Job, der Wissen, Konzentration und Reaktionsschnelle erfordert, denn es kann jederzeit eine Turbine ausfallen oder ein anderes Problem auftreten und dann muss gehandelt werden!“, erklärte Thilo Munker. Die Turbinen-Hallen stammen zum Teil noch aus den 1980er Jahren, als noch durch Steinkohle Strom gewonnen wurde.

Die Klasse 8D war beeindruckt vom 70m hohen Wärmespeicher.

Text / Bild: Tilo Hemmert