Berühmter Besuch am Armin-Knab-Gymnasium
Am Freitag, den 23. Februar 2018 um 18.30 Uhr war es endlich soweit: nach anderthalb Jahren Arbeit ging der Vorhang auf für „S.O.S. – Shakespeare On Stage“, das von den fünfzehn Schülern und Schülerinnen des gleichnamigen P-Seminars unter Leitung von Frau Steinruck – und für ein halbes Jahr auch von Frau Lindner-Berndt – komplett selbst geschriebene und inszenierte Stück. Diese Weltpremiere konnte gleich mit mehreren Besonderheiten aufwarten, da sie nicht nur illustren Besuch in die Aula unseres Gymnasiums brachte, sondern auch, weil das Spektakel gleich auf zwei Bühnenebenen stattfand, wobei alle insgesamt 27 Rollen auch noch von ihnen selbst dargestellt wurden. Begleitend gab es ein liebevoll zusammengestelltes Programmheft, in welchem die Zuschauer neben den üblichen Informationen zum Stück und den Darstellern zweisprachige Passagen zu den in Originalsprache dargebotenen Szenen und viele nette Details über William Shakespeare entdecken konnten.
Das Stück besteht aus einer Rahmenhandlung in Form einer groß aufgemachten Fernsehshow mit Live-Gästen, deren absoluter Stargast natürlich William Shakespeare ist (mit großer Gelassenheit und viel Humor von Patrick Zagorski dargestellt) und die vom nicht nur im wörtlichen Sinn schillernden Moderator Guido Großgosch (mitreißend selbstverliebt gespielt von Maximilian Vetter) mit der nötigen Professionalität und Lockerheit geleitet wird. Als weitere Stargäste waren die ihrem Namen alle Ehre machende Literaturkritikerin Frau Prof. Dr. Dr. Nörgelmann (absolut lebensecht dargestellt von Dilara Yalcin) und deren Ex-Ehefrau, die Regisseurin Gisela Gloria, von Eva Krylow gekonnt in Szene gesetzt, auf der Showbühne. Im Rahmen des abendfüllenden Show-Interviews mit William Shakespeare belebte dann ein bunter Reigen vieler Figuren aus seinen berühmtesten Stücken die vordere Bühne, auf der gekonnt in die Rahmenhandlung integrierte Originalszenen in englischer Sprache zum Leben erweckt wurden. Es gab aber auch etliche, ziemlich freche Abwandlungen in moderner Umgangssprache zu belächeln, darunter eine Parodie der berühmten Geistszene aus dem „Hamlet“ sowie die Szenen einer gar nicht so glücklichen Ehe der vom Tod verschont gebliebenen Liebenden Romeo und Julia. Gekonnt spielten die jungen Darsteller – von denen die wenigsten jemals vorher auf einer Bühne gestanden hatten – den ganzen Abend auf der Klaviatur der Gefühle. Die Zuschauer wurden ständig zwischen zutiefst tragischen und zwerchfellerschütternden, komischen Szenen hin und her geworfen. So hatten nicht nur Romeo und Julia (mit anrührend zarter Leidenschaft von Jasmin Dratz und Selina Hilpert gespielt) ihre tragischen Szenen, sondern auch Hamlet (tiefgründig-gelangweilt: Matthias John, der sich ständig an seinen Schädel klammerte) und Ophelia (der modernen Interpretation des Stückes entsprechend wunderbar nervig gespielt von Emilia Müller). Überhaupt gab es viele von Shakespeares berühmten Liebespaaren zu sehen, so verliebte sich in Szenen aus dem „Sommernachtstraum“ die Feenkönigin Titania (majestätisch und doch verliebt: Eva Bucher) in ihren „Esel“ (herzergreifend falsch singend und krächzend: Eva Krylow), und die Liebespaare Lysander-Hermia (Stefan Hülle und Natalie Krückel) und Demetrius-Helena (Eric Straßer und Johanna Bernard) ver- und entliebten sich in einer eindrucksvollen Zeitrafferszene etliche Male, und im von tapsigen Handwerkern vorgeführten Stück im Stück fanden Pyramus (tränentreibend pathetisch: Matthias John) und Thisbe (schreiend komisch: Daniel Gramelt) ihr tragisch-lächerliches Ende. Wie liebevoll die einzelnen Rollen bis ins letzte Detail ausgestaltet wurden, konnte man an den sehr kleinen, aber zwerchfellerschütternden Auftritten der stotternden „Wand“ (atemlose Spannung erzeugend: Eva Bucher) und des vor sich hin nuschelnden „Mannes im Mond“ (wunderbar lustlos: Natalie Krückel) sehen. Und für fast alle diese Verwirrungen und Irrungen zeichnete der (von Anna-Lena Spänkuch trotz akuter Grippe wunderbar schelmisch dargestellter) Kobold Puck verantwortlich, der auch die Showgäste – sehr zum Stolz seines Erschaffers – kräftig aufmischte. Zu guter Letzt meldeten sich auch aus einem etwas weniger bekannten Stück zwei Liebespaare zu Wort: Claudio (dem Anlass entsprechend sarkastisch: Daniel Gramelt) und Hero (überzeugend unschuldig und ahnungslos: Emilia Müller), deren Hochzeit trotz der durchaus professionellen Bemühungen ihres Pfarrers (lebensecht und angemessen ernst von Stefan Hülle dargestellt) wegen einer bösen Intrige zunächst nicht stattfindet, da der Bräutigam die entsetzte Braut vor dem Altar des Betrugs bezichtigt. Zum Schluss dürfen sich dann die sich ständig wort- und geistreich streitenden und gegenseitig anstachelnden Benedick (mit großer Coolness von Eric Straßer gespielt) und Beatrice (nuancenreich und lebensnah: Johanna Bernard) doch noch verliebt in die Arme fallen.
Zwischen all diesen mitreißend dargestellten Szenen setzte sich in den Übergängen auf der hinteren Bühne ein ständig weiter eskalierender Disput zwischen Shakespeare und den anderen Showgästen fort, der von Moderator Großgosch immer wieder souverän in geordnete Bahnen geleitet wurde.
Ganz besonders und weit über den üblichen, schulischen Rahmen hinaus professionell ausgeführt waren auch die Fechtszenen zwischen Lysander und Demetrius im Sommernachtstraum (nicht tödlich) und zwischen Romeo und Graf Paris vor der Gruft der Capulets, der für Paris tödlich endet. Hierfür hatte die Truppe sich Johannes Steinruck als „Fechtmeister“ hinzugeholt, der aufgrund seiner langjährigen Schaukampferfahrungen die beiden Sequenzen mit den jungen Darstellern einstudierte. Auch hier war die Inszenierung ganz „shakespearesk“: Während des Duells zwischen Romeo und Paris herrschte zunächst atemlose Stille, gefolgt von großem Gelächter und gleich darauf wieder betroffenem Schweigen nach dem von Stefan Hülle sehr überzeugend gespielten Tod des Paris.
Zusammen mit den aufwendig und bis ins Detail liebevoll gestalteten Kostümen und Requisiten und der von der Technik-AG in gewohnt professioneller Weise gestalteten Beleuchtung, des Sounds und der Musik bot sich den Zuschauern der restlos ausverkauften Veranstaltung ein wunderbar vielfältiger, bunter und rundum gelungener Einblick in die zeitlos wunderbare Welt des William Shakespeare. Und nach der Show war der Abend noch lange nicht beendet: Die Schüler und Schülerinnen des P-Seminars hatten ein stilechtes Buffet mit herzhaften und süßen Speisen aus der Shakespeare-Zeit vorbereitet (die sie in den Weihnachtsferien im Rahmen eines privaten Treffens bei Frau Steinruck probegekocht hatten), und während in der Aula englische Renaissancetänze (Wahlkurs „Historische Tänze“) dargeboten wurden und Shakespeare zu einem absolut coolen Meet-and-Greet samt Autogrammstunde zur Verfügung stand, hatten die Besucher die Möglichkeit, sich nicht nur am Buffet zu stärken, sondern auch mit den Figuren aus Shakespeares Universum persönlich in Kontakt zu treten.
Nach langer, manchmal durchaus mühseliger und arbeitsreicher Vorbereitung (und viel zu wenigen Proben!) war dieser Abend ein für alle Beteiligten wunderschönes Erlebnis und ein verdienter Riesenerfolg für unser P-Seminar „S.O.S. – Shakespeare On Stage“. Ihr alle, Anna-Lena, Daniel, Dilara, Emilia, Eric, Eva B., Eva K., Jasmin, Johanna, Matze, Maxi, Natalie, Patze, Selina, Stefan, dürft stolz auf euch sein!
Und alle anderen Beteiligten, die Technik-AG, die Video-AG, die Wahlkurse „Kostümwerkstatt“ und „Historische Tänze“, Frau Lindner-Berndt und Frau Steinruck mit euch!
Bettina Georgii-Steinruck