Theater ist aus Schnee gemacht. Er schmilzt, wenn die Sonne aufgeht, und hinterlässt keine Spuren, keine sichtbaren Spuren. Und doch tränkt er den Boden, auf dem Neues erwächst.
K. S. Stanislavskij
„Kulturelle Bildung dient einer ganzheitlichen Bildung. Sie fördert eine Lebensgestaltung, in der sowohl Individualität, z. B. Werthaltungen und Identität, als auch gesellschaftliche Teilhabe ihren Ausdruck finden.“ (Lehrplan Plus)
- Angebot für die 8. und 9. Klasse
- eine Doppelstunde Theater pro Woche
- gemeinsamer Deutschunterricht (nach Möglichkeit auch Kunst und Musik)
- keine Vorkenntnisse nötig
Wir arbeiten in den Theaterstunden mit unserem Körper und unserer Stimme im Raum, machen Übungen, schlüpfen in Rollen und können im Schutzraum des Spiels Grenzen überschreiten und lernen, uns zu präsentieren. Im Deutschunterricht legen wir ebenfalls einen Schwerpunkt auf das Theater.
Die Auswahl der Themen und Aufgaben orientiert sich an den persönlichen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler und ihrer eigenen Lebenswelt. Anstelle der lehrerzentrierten Unterrichtsformen tritt in Theaterklassen das praktische Arbeiten in den Vordergrund. Ausprobieren und Experimentieren sind zentrale Unterrichtsprinzipien, der Unterricht ist projektorientiert und mündet in eine Präsentation der Arbeitsergebnisse (kleine Werkstattpräsentation in Jahrgangsstufe 8 und große Aufführung in der 9. Klasse).
Die Schülerinnen und Schüler werden nicht durch zusätzliche Leistungserhebungen belastet, an Stelle von Noten erhalten sie eine Bemerkung im Zeugnis. Die Bewertung setzt sich zusammen aus praktischen Leistungen und mündlichen Beiträgen im Unterrichtsprozess.
Auf der Suche nach Orientierung in der Pubertät haben die Jugendlichen in der Theaterklasse die Chance, ihre Persönlichkeitsbildung entscheidend beeinflussen zu können. Die Schülerinnen und Schüler lernen die Ausdrucksmöglichkeiten ihres Körpers kennen und nehmen sich dabei als Individuum und als Teil einer besonderen Gruppe wahr. Wenn sie in Figuren hineinschlüpfen, probieren sie aus, was außerhalb ihres Ichs liegt, und überschreiten bisherige Grenzen – selbst dann noch, wenn sie eine Rolle längst wieder verlassen haben.
Dass unser Schwerpunkt immer auf der praktischen Arbeit liegt, kommt den Schülerinnen und Schülern in der Mittelstufe besonders zugute.
Durch das gemeinschaftliche Miteinander wird das Gruppenklima entscheidend gestärkt, wodurch auch die Lern- und Leistungsbereitschaft in anderen Fächern gesteigert werden kann.
Darüber hinaus ist der Vorteil einer Theaterklasse gegenüber einer Wahlfachgruppe das fächerverbindende Arbeiten (Deutsch, Kunst und Musik – Wechselwirkung von Wort, Bild und Ton), und in diesem Rahmen haben natürlich auch moderne Medien in der Theaterklasse ihren wichtigen und ganz selbstverständlichen Stellenwert.
- Selbstkompetenz: das eigene Ich mit seinen Grenzen und Möglichkeiten bewusst wahrnehmen, Hemmungen reduzieren und das Selbstwertgefühl stärken; Lernen, Kritik angemessen aufzunehmen und konstruktiv mit ihr umzugehen; sprachliche Ausdrucksfähigkeiten erweitern; Kreativität und Konzentrationsfähigkeit entwickeln
- Soziale und kommunikative Kompetenzen: Teamgeist, Toleranz und Empathie in der gemeinsamen Arbeit einüben, Verantwortungsbewusstsein erfahren, Durchhaltevermögen, Perspektivwechsel und kritische Distanz
- Gestaltungskompetenz: durch sinnlich-körperliche, unmittelbar spielerische Primärerfahrungen, durch selbstbestimmte Entwicklung von Improvisationen zu eigenen Erfahrungen, Themen und Wirkungsabsichten
- Ästhetische Bildung: Sensibilität für die Künste und ästhetisches Urteilsvermögen entwickeln auch durch Begegnung mit Theatern und Künstlern, Theater verstehen durch eigene Spielerfahrung und Reflexion
- Kompetenzen, die exemplarisch im Fach Deutsch vermittelt werden: zu und vor anderen (interpretierend und frei) sprechen unter Einsatz stimmlicher und nonverbaler Mittel, angemessenes Handeln in unterschiedlichen Gesprächssituationen (Feedback-Kultur), szenisches Spielen, gestaltendes und produktives Arbeiten mit Sprache und Literatur, vertiefende Lesestrategien, interpretierendes Auseinandersetzen mit aktuellen und historischen, literarischen und pragmatischen Texten, Einsatz medialer Gestaltungsmittel (Film), Verfassen und Überarbeiten von Texten und gezielter Einsatz sprachlicher Mittel, Untersuchen von Kommunikationsmodellen
Die Schülerinnen und Schüler melden sich verpflichtend für zwei Jahre an. Sie erhalten jede Woche kontinuierlich eine Doppelstunde im Fach Theater, wobei in der 8. Klasse nur eine Stunde zum üblichen Pflichtunterricht hinzukommt (die zweite Stunde stammt aus der Fremdsprachenintensivierung; in der 9. Klasse werden es dann zwei Stunden zusätzlicher Pflichtunterricht sein). Die Theaterklassen werden von den erfahrenen Theaterlehrerinnen Michaela Lindner-Berndt und Antje Pöllot geleitet, die dann jeweils die Klasse in der 8. und 9. Jahrgangsstufe auch in Deutsch unterrichten.
Parallel zur Erlebnispädagogischen Fahrt der 8. Klassen wird die neugebildete Theaterklasse am Schuljahresanfang voraussichtlich ins Schullandheim Leinach fahren, das mittlerweile speziell auf Theaterpädagogik ausgelegt ist. Zudem sind während der zwei Jahre mehrere Theaterbesuche, Schauspielergespräche und Workshops geplant.
Aufgrund der Zweigwahl werden in der Jahrgangsstufe 8 in der Regel die bisher bestehenden Klassen neu gemischt. Die Theaterklasse ist hierbei ein Angebot für alle Schülerinnen und Schüler – sowohl des naturwissenschaftlich-technologischen als auch des sprachlichen Zweiges. In der Theaterklasse können somit alle ihrer gymnasialen Ausbildung einen künstlerisch-ästhetischen Schwerpunkt hinzufügen.
Nach der Theaterklasse können die Schülerinnen und Schüler in der 10. Klasse in das Profilfach Theater wechseln, das von der 10. bis zur 12./13. Klasse angeboten wird. Die Theaterarbeit kann somit bis zum Abitur fortgeführt werden. Das Profilfach wird von den Lehrerinnen der Theaterklasse abwechselnd geleitet.
„Ja ich behaupte darum, dass das Theaterspiel eines der machtvollsten Bildungsmittel ist, die wir haben: ein Mittel, die eigene Person zu überschreiten, ein Mittel der Erkundung von Menschen und Schicksalen und ein Mittel der Gestaltung der so gewonnenen Einsicht.“
(Hartmut von Hentig: Bildung. München 1996)
Eindrücke von unseren Aufführungen erhalten Sie hier: https://armin-knab-gymnasium.de/Home/schulleben/kunst-und-kultur/theater/