70 m hoher Wärmespeicher
AKG Schüler besichtigen Gas- und Dampfkraftwerk in Nürnberg
Kitzingen. Fridays for future – Jugendliche fordern nachhaltiges Denken und Handeln von der Politik. In einem Physikprojekt beschäftigten sich Schüler der Klasse 8B des Armin-Knab-Gymnasiums daher mit der Frage, wie regenerative Energien im Landkreis Kitzingen genutzt werden, um eine Energiewende zu schaffen. Nachdem die Jugendlichen in Referaten die Funktionsweise von Wind- und Wasserkraftwerken, Photovoltaik- und Biomasseanlagen in der Theorie kennengelernt hatten, ergab sich durch die Revision im Heizkraftwerk Nürnberg-Sandreuth die einmalige Gelegenheit einen Blick ins Herz eines Heizkraftwerks (HKW) zu werfen.
Anschaulich erläuterte Lastmanager Thilo Munker, wie im Kraftwerk Wärme und quasi als Nebenprodukt Strom erzeugt wird. Über ein Fernwärmenetz wird ein Viertel der Nürnberger Haushalte zentral mit Wärme versorgt. Um die Stromproduktion von der Wärmelieferung entkoppeln zu können, wurde ein einmaliger 70 Meter hoher Wärmespeicherturm gebaut. Dadurch kann das Kraftwerk mit Gasturbinen Strom produzieren, wenn er gebraucht wird, weil z.B. die Sonne nicht auf die Photovoltaikanlagen scheint oder Windstille herrscht. Die dabei entstehende Abwärme wird im Turm gespeichert. Der Speicher besitzt ein Volumen von 33 Millionen Litern. Im Sommer kann er im Verbund mit dem Biomasse-HKW und der Wärme aus der Städtischen Müllverbrennungsanlage für bis zu 72 Stunden den gesamten Bedarf an Fernwärme der Kunden der N-ERGIE decken.
Beeindruckt waren die Schüler von den Dimensionen der weitläufigen Anlage. Um beispielsweise eine 6 Megawatt-Turbine durch die Verbrennung von Hackschnitzeln zu betreiben, müssen täglich 15-20 LKW frische Hackschnitzel aus der Region anliefern, insgesamt ca. 70.000 Tonnen im Jahr. Gleichzeitig erzeugen zwei 47 Megawatt-Gasturbinen Strom aus Gas – die 15fache Leistung. „Wenn man das Gas durch Hackschnitzel ersetzen wollte, müssten täglich 250 bis 300 LKW frische Ware anliefern,“ überlegte Physiklehrer OStR Tilo Hemmert. „Allein dieser Größenvergleich zeigt, dass es technisch in der Stadt derzeit gar nicht möglich ist, komplett auf Gas zu verzichten.“
Bei einer Führung durch das Kraftwerk lernten die Schüler den Kontrollraum kennen, von dem aus alle Prozesse der Maschinen per Computer gesteuert werden. Hier arbeitet ein Team von acht Leuten schichtweise 24 Stunden am Tag, und das 365 Tage im Jahr. „Ein Job, der Wissen, Konzentration und Reaktionsschnelle erfordert, denn es kann jederzeit eine Turbine ausfallen oder ein anderes Problem auftreten und dann muss gehandelt werden!“, erklärte Thilo Munker. Die Turbinen-Hallen stammen zum Teil aus den 1980er Jahren, als noch durch Steinkohle Strom gewonnen wurde.
Tilo Hemmert