Vom Wert der Pressefreiheit und der Diversität

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Die Kuratorin der World-Press-Photo-Ausstellung zu Gast im AKG.

Rund 100 Schüler sitzen in einem Raum, sind 80 Minuten lang höchst konzentriert und mucksmäuschenstill. Am Freitag, 17. Februar, war genau das in der Mensa des Armin-Knab-Gymnasiums zu erleben. Martha Echevarria, Kuratorin der World-Press-Photo-Ausstellung, berichtete den Zehntklässern von den Hintergründen der Ausstellung, von Fotografen, die bei der Ausübung ihrer Arbeit nicht selten ihr Leben riskieren und von der Bedeutung der Pressefreiheit – auch und gerade in diesen Zeiten.

Vom 18. Februar bis zum 26. März sind rund 120 prämierte Bilder von weltweit agierenden Pressefotografen in der Kitzinger Rathaushalle zu sehen. Seit 2007 ist Kitzingen der kleinste Ort, der die Ausstellung präsentiert. Echevarria ist eine von sechs Kuratoren, die die Ausstellung in mehr als 100 Städte dieser Erde bringen und in diesem Rahmen auch Vorträge in Schulen oder anderen Institutionen anbieten. Das AKG ist seit vielen Jahren Partner der örtlichen Ausstellungsorganisatoren. Die 25-Jährige erinnerte die Schüler in ihrem Vortrag daran, dass die Pressefreiheit nicht nur in vermeintlichen Krisenregionen gefährdet ist, sondern auch mitten in der westlichen Welt. 2020 wurde mitten in Amsterdam der holländische Pressefotograf Peter de Vries auf offener Straße erschossen. Seine Recherchen in Sachen Europa und das Drogenkartell kosteten ihm das Leben.

64823 Bilder von 4066 Fotografen aus 130 Ländern wurden im letzten Jahr für den Wettbewerb eingesendet. Eine hohe Diversität und gleichzeitig Regionalität wird den Organisatoren der Ausstellung immer wichtiger. Über Jahrzehnte hinweg haben weiße und männliche Fotografen aus Europa und Nord-Amerika die Preisträger quasi unter sich ausgemacht. In 65 Jahren gab es nur fünf weibliche Sieger, noch immer kommen die Hälfte der Einsendungen aus Europa, Kanada und den Vereinigten Staaten. „Es ist von großer Bedeutung, wer die Fotos macht“, betonte Echevarria. Herkunft, Bildung und Sozialisation sind entscheidende Faktoren dafür, wie eine Geschichte erzählt wird. Sie sind letztendlich die Grundlage dafür, welche Perspektive die Fotografen bei ihrer Arbeit einnehmen. Dank der neuen Ausrichtung des Wettbewerbes kann diese Diversität nun auch innerhalb des Wettbewerbs besser umgesetzt und abgebildet werden. In sechs geographische Regionen wurde das Wettbewerberfeld eingeteilt, pro Region wurden vier Kategorien ausgezeichnet. Auch die Zusammensetzung der Jury wurde verändert, mehr Wert auf eine Diversität gelegt. Eines ist aber gleichgeblieben: Jede Einsendung wird vor der Zulassung zum Wettbewerb von einem Team auf seine Authentizität hin überprüft. „Wir wollen ganz sicher sein, dass die Bilder in unseren Ausstellungen die Realität abbilden und kein fake sind“, betonte die Kuratorin.

Bis zum 26. März können die Schülerinnen und Schüler des AKG – und alle anderen Interessenten ­– die weltbesten Pressefotos täglich von 10 bis 19 Uhr in der Rathaushalle ansehen.

Ralf Dieter
Pressesprecher der Stadt Kitzingen