Vortrag zu Stromnetzen: Blackout verhindern

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Blackout verhindern

Transparente Diskussion über tatsächlichen Bedarf eines großräumigen Netzausbaus nötig – Vortrag am Armin-Knab-Gymnasium Kitzingen

Kitzingen. Unter dem Titel „Atomausstieg und dann?“ referierte Herr Bäsmann von der Main-Donau-Netzgesellschaft über Aspekte der Energiewende für das Stromnetz im gleichnamigen P-Seminar am Armin-Knab-Gymnasium Kitzingen.

Herr Bäsmann (hinten links) und Herr Bartsch (hinten rechts) informieren die Schüler des P-Seminars Energiewende am AKG über den Ausbau der Stromnetze.

Der Ausbau der erneuerbaren Energieerzeuger erfuhr im Netzgebiet der Main-Donau Netzgesellschaft ab dem Jahr 2000 einen fast exponentiellen Anstieg bis 2011. Inzwischen sind 47.000 Anlagen (Stand 2015) im Versorgungsgebiet installiert mit einer Leistung von ca. 2.000 MW. Dies entspricht der Leistung von etwa 1,5 Kernkraftwerken. Seit 2012 verlangsamt sich der Zubau der installierten Leistung aufgrund von Gesetzesänderungen jedoch merklich.

Am Beispiel eines sonnigen Sonntags veranschaulichte der Referent die Stromflüsse: während im Stadtnetz Nürnberg den ganzen Tag über ca. 200 MW Leistung zu Verfügung gestellt werden müssen, erzeugen regenerative Energieträger in der Region abhängig von der Tageszeit unterschiedlich viel elektrische Energie. Während nachts Strom zugekauft werden muss, konnten mittags mehr als 730 MW an das überregionale Netz abgegeben werden. Wenn die Sonne nicht scheint, kann heute durch die in Betrieb befindlichen Kraftwerke und das europaweite Verbundnetz die Versorgung sichergestellt werden. Zukünftig wird dies jedoch eine Herausforderung, wenn die Energiewende ein europäisches Erfolgsmodell wird und konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden. „Diese Frage dürfte aber das kleinere Problem sein“, meinte der Referent mit Blick auf die Netzstabilität. Mit Verweis auf das Buch „Blackout“ von Marc Elsberg berichtete Herr Bäsmann über den sehr großen Aufwand, der derzeit betrieben wird, um die Gefahren in der vernetzten Welt in den Griff zu bekommen: Schwarzstartfähige Kraftwerke, die ohne elektrischen Strom anfahren, Notfallpläne zur Bildung von Netzinseln, Erkennung von Zuständen, die zu einer Störung führen können und dem Erkennen von Schwachstellen, die zu einer Gefahr werden können. Bis vor ein paar Jahren blieb beispielsweise die Tatsache unbeachtet, dass Photovoltaikanlagen bislang so programmiert wurden, dass sie automatisch abgeschaltet werden, wenn die Netzfrequenz über 50,2 Hz ansteigt. Dieser Zustand wurde dann umgehend durch eine aufwändige Anpassung der Abschaltprogrammierung beseitigt. Zu einem Anstieg der Netzfrequenz kommt es, wenn mehr Leistung eingespeist als momentan benötigt wird. Wenn jedoch in Deutschland gleichzeitig Photovoltaikanlagen mit einer Leistung vom Netz gehen, die sechs Kernkraftwerken entspricht, so besteht die Gefahr des Netzzusammenbruchs.

Zum Abschluss des Vortrags thematisierte Herr Bäsmann den Ausbau der Stromnetze, der ohne entsprechende Speichertechnologien in einem gewissen Grade unabdingbar sei, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Die wesentliche Herausforderung dabei sei die große Geschwindigkeit des Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Mit dem Tempo des Ausbaus können die Entwicklung notwendiger Technologien und auch die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht mithalten. „Was fehlt, ist eine transparente Diskussion über den tatsächlichen Bedarf eines großräumigen Netzausbaus unter Berücksichtigung aller Optionen und vor allem primärer Berücksichtigung einer volkswirtschaftlichen Bewertung“, bemängelte Bäsmann. Während EE-Anlagen eine durchschnittliche Laufzeit von 25 Jahren hätten und einer hohen Innovationsrate unterliegen würden, hätten in Planung befindlichen (Frei-)leitungen eine Lebensdauer von 100 Jahren und mehr. Auch die Speichertechnologien befänden sich erst am Anfang ihrer Entwicklung.

 

Text: Tilo Hemmert