Wenn der Gerichtssaal zum Klassenzimmer wird

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Bei einem Gerichtsprozess am 20. Juli hatte die Klasse 10E die Möglichkeit am Amtsgericht Kitzingen Rechtsprechung in Realität zu erleben. Hierbei ging es um den Vorwurf der Körperverletzung. Angeklagt waren zwei junge Männer, die beim Heros-Festival in Geiselwind nach einer verbalen Auseinandersetzung und einem Gerangel zwei jungen Frauen mit der Faust in den Halsbereich und ins Gesicht geschlagen haben sollen.

Zunächst stellten die Verteidiger der Angeklagten diese als Opfer dar und versuchten die Tat in der nächtlichen, aufgereizten Streitsituation als Notwehr auszulegen.

Quelle: https://justiz.thueringen.de/fileadmin/TMMJV/Service/publikationen/Besuch-einer-Gerichtsverhandlung_web.pdf

Nachdem die Richterin fünf Zeuginnen und Zeugen (Opfer, Polizist, unbeteiligte Beobachter) gehört hatte und diese sich den Fragen des Staatsanwalts und der Verteidigung gestellt hatten, kam es zu einem Strategiewechsel der Verteidigung.

Der belastete Hauptangeklagte gab zwei Faustschläge zu, entschuldigte sich bei den Opfern und erklärte sich zu einer Wiedergutmachungszahlung von 900 € je Opfer bereit. Dieser Täter-Opfer-Ausgleich wurde von allen Beteiligten akzeptiert und wirkte sich strafmildernd auf das Urteil der Richterin aus. Damit entging der Angeklagte einer drohenden Freiheitsstrafe. Das Urteil lautete schließlich: 100 Tagessätze á 60 Euro – also eine Geldstrafe von 6.000 Euro. Außerdem hat der Verurteilte die Verfahrenskosten zu tragen.

Da die Vorwürfe gegen den anderen Angeklagten nicht so schwer wogen, wurde das Verfahren gegen ihn mit der Auflage einer Zahlung von 2.000 € an einen guten Zweck eingestellt.

Die Schülerinnen und Schüler waren sich einig: Eine interessante Verhandlung, bei der man viel über das Strafrecht lernen konnte. Besonders beeindruckt waren sie, dass sich Richterin und Staatsanwalt in den Unterbrechungen der Verhandlung Zeit für ihre Fragen genommen haben. Diese wurden ausführlich und auch mit einer persönlichen Note beantwortet. So wissen wir nun, warum im Gericht Roben getragen werden (so wird u. A. die Trennung von Person und Gericht verdeutlicht) und warum Frau Dr. Mathes den Beruf der Richterin seit ihrer Kindheit ausüben wollte.